Renault Typ II
Renault Pompier
1920
Renault 12-16CV
1910
Renault EU
1920
Brüder im Geiste: Mit dem amerikanischen Automobilhersteller Henry Ford teilt Louis Renault die geniale Idee, Fahrzeuge für die „breite Masse" zu entwickeln. 1911 reist der französische Tüftler in die Vereinigten Staaten und tauscht sich mit dem Fabrikanten in Übersee aus, der sich erst später zu einem ernst zu nehmenden Mitbewerber auf dem europäischen Markt entwickeln wird.
Von der Organisation der Ford-Werke ist Louis Renault „hingerissen" und nimmt einige Anregungen mit nach Europa. Renault setzt dabei auf eine breite Produktpalette, die luxuriöse Oberklassemodelle ebenso umfasst wie erschwingliche Pkw oder auch Nutzfahrzeuge. Bereits vor seinem USA-Besuch macht sich Louis Renault für eine Reorganisation der Arbeit stark, jetzt treibt er diese weiter voran. Um die Produktivität zu erhöhen und verschiedene Modelle gleichzeitig montieren zu können, unterteilt er die Fertigung in immer wiederkehrende einzelne Arbeitsschritte. Dieses vom US-Amerikaner Frederick Winslow Taylor erdachte Prinzip gilt zu dieser Zeit als modernste Produktionstechnik überhaupt. Die eingeführten Rationalisierungsmaßnahmen treffen bei den Arbeitern zwar nicht überall auf Gegenliebe, erweisen sich jedoch langfristig als Wettbewerbsvorteil.
Zu dieser Zeit ahnt noch niemand, dass bald der 1. Weltkrieg ausbrechen wird. Insgesamt 2.900.000 Wehrpflichtige zieht der französische Staat zwischen dem 1. und 15. August 1914 ein, zahlreiche Betriebe müssen ihre Arbeit einstellen. Auch der 37-jährige Louis Renault erhält zunächst einen Marschbefehl. Seine Einheit gewährt ihm jedoch einen Aufschub und stellt ihn schließlich als „unabkömmlich" vom Militärdienst frei.
Der Staat ist auf kriegswichtige Unternehmen wie das Automobilwerk von Louis Renault angewiesen, die für Mobilität sorgen sollen. Zahlreiche Ingenieure und Arbeiter kehren in die Fabriken zurück, die der Staat zwar nicht beschlagnahmt aber militarisiert. 1.200 von Renault produzierte Pariser Taxis allerdings nimmt der Staat in Beschlag, um damit 6.500 Soldaten an die Front an der Marne zu transportieren. Sie gehen als „Marne Taxis" in die Geschichte ein.
Die Fertigung von Kriegsmaterial obliegt nun verschiedenen Regionalgruppen. Louis Renault führt in seiner Funktion als Vorsitzender des Automobilherstellerverbands die Regionalgruppe Paris an. Während des Krieges stellt Renault neben Militärfahrzeugen und Krankenwagen unter anderem leichte Panzer her. Bereits vor dem Krieg hatte Renault als Flugzeugmotorenbauer Erfolge gesammelt - darunter den Weltrekord im längsten Non-Stop-Flug. Jetzt entwickelt Renault erstmals ein werkseigenes Flugzeug: das „AR"-Modell mit vorne liegendem Motor - „Avant-Renault" bedeutet so viel wie „Vorn-Renault". Als größter Flugzeugmotorenhersteller beliefert Renault bald auch die belgischen, britischen und russischen Alliierten.
Nach dem Ende des Krieges kann sich Renault wieder ganz der Zivilproduktion widmen. In Le Mans entsteht ein neues Werk, das mit Wohnungen, Vorschule, Poliklinik und Sportstätten eher einem Sozialkomplex als einem Produktionsstandort gleicht. Mit dem Renault 10 CV debütiert 1919 das erste Automobil mit Linkslenkung. Zu diesem Zeitpunkt ist Renault das größte private Industrieunternehmen Frankreichs.