Renault Typ KJ
1923
Renault Monasix
1925
Renault NN Torpedo
1925
Renault Monasix
1927
Renault NN1
1927
Der Absatzkrise nach dem 1. Weltkrieg begegnet Louis Renault auf seine eigene, handfeste Weise: Er baut alles, was einen Motor hatte - vom Flugzeug bis zur Feuerspritze, vom Laster bis zur Lok. Für die Landwirtschaft entwirft er kräftige Ackerschlepper und transferiert den Kettenantrieb von den Schlacht- auf die Rübenfelder. 1925 verkehrt auf tunesischen Bahnstrecken sogar ein von Renault gebauter Triebwagen.
Auf der anderen Seite gönnt sich die neue, reiche Oberschicht jetzt Luxus-Limousinen - Renault bedient diese Nachfrage mit großvolumigen, extravagant designten Oberklasse-Modellen wie dem Renault 40 CV. Und weil Extreme in jeder Richtung zu den 20ern gehören wie Charleston und Bubikopf, wird 1926 eine Rennversion des 40 CV in Monthléry auf den 24-Stunden-Weltrekord angesetzt, den sich Renault mit einem Schnitt von 173,6 km/h sichert.
Für den aufstrebenden Flugverkehr konstruiert Renault nicht nur Motoren und ganze Flugzeuge, sondern engagiert sich auch in der Organisation des Luftverkehrs. Durch diese Vielfalt meistert das Unternehmen die schwierige Zeit nicht nur, Louis Renault baut sein Unternehmen sogar zu einer echten Wirtschaftsmacht aus - mit Umwälzungen, die bis in die heutige Zeit nachwirken. So wandelt er den „Familienbetrieb" - längst das größte private Industrieunternehmen Frankreichs - 1922 zur Aktiengesellschaft um.
Gedanklich hatte der Automobil-Pionier diesen Schritt längst vollzogen: „In der Gesellschaft der Zukunft werden nur große Organisationen imstande sein, mit ausländischen Organisationen zu kämpfen, und nur sie werden überleben", formuliert er eine für den Automobilsektor geradezu prophetische Strategie. Unabhängigkeit wird in jener Zeit groß geschrieben: Renault besitzt eigene Stahlwerke in Lothringen, baut Kisten und Kartons, stellt Zündkerzen und Schmiermittel her, ja sogar die Ziegel für die Werkshallen. Durch Recycling und Verkauf von Produktionsabfällen wird Renault zeitweise sogar größter Watte-Fabrikant des Landes.
Das Wachstum erfordert größere Produktionsstätten. Den Platz dafür findet Louis Renault auf der Seguin-Insel in der Seine, direkt gegenüber dem großen Werk Billancourt. Eigentlich sollte das gestreckte Eiland ein Erholungsgebiet für Mitarbeiter werden, doch statt Obstwiesen wachsen dort jetzt Fließbänder. Das berühmte Werk auf der Seine-Insel wird zum Wahrzeichen von Renault und zum Symbol des modernen Frankreich - ein Bedeutungsinhalt, den es auch nach seiner Schließung 1992 bis heute verkörpert.
1929 ist Renault mit Vertriebsorganisationen in 49 Ländern auf vier Kontinenten vertreten und produziert bereits im Ausland: seit 1926 im belgischen Haren und seit 1927 in Acton/England.
Ende des Jahrzehnts aber ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Das Finanzbeben des „Schwarzen Freitags" in den USA schwappt von der Wall Street nach Europa. Renault jedoch ist von der praktisch von heute auf morgen eintretenden Weltwirtschaftskrise weniger stark betroffen als manch andere Unternehmen. Unter anderem, weil der Firmenchef die Krise zum Anlass nimmt, die Produktivität seiner Werke weiter zu steigern.